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OG Wolnzach / Rohrbach

Fledermäuse

Betreuerin der Koordinationstelle Fledermausschutz für den Landkreis Pfaffenhofen:

Anika Lustig

86514 Mering

Tel. 0176 20118464

anika_lustig@yahoo.de

 Die mit den Händen fliegen

Viele Menschen der mittleren und älteren Generation, die das Glück hatten, ihre Kindheit und Jugend in einer ländlichen Gegend zu verbringen, werden sich noch daran erinnern, dass damals in lauen Sommernächten Scharen von Fledermäusen den Luftraum über Gärten und Feldern erfüllten. Ihre Anwesenheit war so selbstverständlich und ihre Anzahl so groß, dass jeder Gedanke an eine mögliche Gefährdung dieser Tiergruppe absurd erschien.

Dennoch hat sich der Bestand unserer Fledermäuse in den vergangenen 50 Jahren dramatisch verringert: Alle 19 in Bayern heimischen Arten stehen heute auf der roten Liste; zehn Arten sind akut vom Aussterben bedroht, darunter die große und die kleine Hufeisennase. Von der erstgenannten Art gibt es südlich der Donau nur mehr eine einzige Kolonie von etwa 20 Tieren. Wissenschaftler sind sich darüber einig, dass eine derart kleine Population so instabil ist, dass bereits ein ungünstiger Sommer ausreichen könnte, um diese Art in Südbayern für immer auszulöschen.

 Vielfältige Ursachen des Artenrückgangs

Jede Fledermausart hat spezielle Lebensbedürfnisse und ist so an eine andere ökologische Nische angepasst: Manche Arten bewohnen Dachstühle, andere bevorzugen Mauerspalten oder Hohlräume hinter Holzverkleidungen, wieder andere ziehen sich in hohle Bäume zurück. Einige Arten gehen in den Wäldern auf Insektenfang, andere in der Umgebung von Hecken, manche jagen ausschließlich im Luftraum über Gewässern.

Viele Fledermausarten legen Herbstwanderungen zu speziellen Winterquartieren zurück, andere überwintern an frostsicheren Plätzen unweit ihrer Sommerquartiere.

Diese Auflistung verdeutlicht, dass der Rückgang des Fledermausbestandes nicht monokausal sein kann. Trotzdem lassen sich einige Hauptursachen benenne:

  1. Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft
  2. Anwendung giftiger Holzschutzmittel in der unmittelbaren Umgebung von Sommerquartieren
  3. Mangel an geeigneten Sommerquartieren wegen Abriss oder Sanierung älterer Gebäude
  4. Fehlen von Jagdrevieren in heckenfreien Gegenden

Die Liste ließe sich sicherlich noch um einige Punkte erweitern. Trotzdem besteht heute keinerlei Zweifel, dass im Einsatz von Pestiziden die Hauptursache des Fledermaussterbens zu sehen ist: Alle Fledermäuse sind Insektenfresser, so dass dort, wo die Insekten den Pestiziden zum Opfer fallen, kaum eine Chance besteht, die Jungtiere der nächsten Generation durchzufüttern. Mindestens ebenso fatal ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass viele Beuteinsekten – obwohl sie noch leben – schon hohe Pestizidmengen in sich tragen.

Die beim Fressen aufgenommenen Chemikalien reichern sich, da sie meist nicht ausgeschieden und auch nicht auf andere Weise beseitigt werden können, bevorzugt im Fettgewebe der Fledermäuse an und werden von den Weibchen an die Jungen mit der Milch in konzentrierter Form weitergegeben.

Biologen sehen heute die Fledermäuse wegen ihrer vielfältigen Vernetzungen im Lebensraum als Indikatoren für den Zustand einer Landschaft. Dort, wo ihr Bestand gering ist oder wo sie gar fehlen, ist das ökologische Gleichgewicht massiv gestört.

Die Situation im Landkreis Pfaffenhofen

Im Landkreis Pfaffenhofen sind bisher zweifelsfrei fünf Fledermausarten nachgewiesen: Mausohren, Abendsegler, Bartfledermäuse, braune Langohren und Zwergfledermäuse.

Bestände von Wasser- und Wimpernfledermäusen werden vermutet, konnten bisher noch nicht sicher identifiziert werden, da die Lebendbestimmung der tagsüber versteckten Tiere sehr schwierig ist und Totfunde nicht vorliegen.

Die genannten Arten verteilen sich auf etwa 50 derzeit bekannte Quartiere, von denen manche nur von regelmäßig wiederkehrenden Einzeltieren bewohnt werden, etliche jedoch bis zu 100 und mehr Weibchen enthalten, die in Gruppen ihre Jungen zur Welt bringen und sie hier bis zum Sommerende versorgen. Die größte derartige Brutkolonie befindet sich im Turm der Scheyerer Basilika: Bruder Jacobus zählte dort im vergangenen Jahr mehr als 500 Mausohrweibchen.

Betrachtet man die Verteilung der Fledermausquartiere im Landkreis, so fällt auf, dass der überwiegende Anteil auf den südlichen Landkreis entfällt. Im nördlichen Landkreis sind erheblich weniger Quartiere bekannt; im mittleren Landkreis fehlen die Fledermäuse – von einigen Ausnahmen abgesehen – fast vollständig. Es muss dabei betont werden, dass in den vergangenen Jahren gerade im mittleren Landkreis genauer nach Fledermausvorkommen gesucht wurde! Landwirte, die in verschiedenen Dörfern befragt wurden, versicherten, seit Jahren keine einzige Fledermaus gesehen zu haben. So liegt der Verdacht nahe, dass zwischen den intensiveren landwirtschaftlichen Anbaumethoden in Gegenden mit höherem Hopfenanteil und dem Fledermausbestand ein Zusammenhang besteht. Den endgültigen Beweis für diese Behauptung können aber nur eingehendere Untersuchungen in den betroffenen Gegenden liefern.

Positive Entwicklungen

Die Beschreibung der Fledermaussituation im Landkreis wäre nicht vollständig ohne die Erwähnung einiger positiver Veränderungen: Als ich vor mehr als zehn Jahren begann, mich mit den Anliegen dieser Tiere zu beschäftigen, waren vielerorts Skepsis Ablehnung  spürbar. Diese merkwürdigen Lebewesen, die man tagsüber meist nicht zu Gesicht bekommt und die nachts nur für einen kurzen Augenblick geräuschlos vorüberflattern, wirkten wohl wegen ihrer Fremdartigkeit Angst einflößend und sogar abstoßend.

Die Ablehnung wich in den vergangenen Jahren einem vorsichtigen und manchmal sogar begeisterten Interesse. Ich kenne heute nicht wenige Hausbesitzer, die sehr stolz auf „ihre“ Fledermäuse sind und im Frühjahr voller Ungeduld die Rückkehr der Tiere aus den Winterquartieren erwarten.

Zu den Maßnahmen, die Fledermäuse nicht sonderlich schätzen, zählen Sanierungsarbeiten an denjenigen Gebäuden, in denen sie sich regelmäßig aufhalten. Unruhe und Verwendung giftiger Holzschutzmittel bilden hier ein besonderes Problem. Aus diesem Grund wurde für die Sanierung von Kirchen mit den Diözesen die Vereinbarung getroffen, dass solche Arbeiten ausschließliche in der fledermausfreien Zeit, d.h. in den Monaten Oktober bis März, durchgeführt werden. Die Verwendung von Begasungsmitteln gegen Holzschädlinge, die für Säugetiere ungiftig sind, ist nahezu Standard. Unmittelbar vor einer derartigen Maßnahme werde ich informiert und suche im Dachstuhl der Kirche nach Fledermausspuren, z.B. Kot, Fressabfälle, Verfärbungen von Balken, als Hinweise auf Hangplätze. Sind solche Spuren vorhanden, muss ein zusätzliches Gebläse zur Entlüftung des Dachstuhls installiert werden. Bei diesen Aktionen kann ich die Zusammenarbeit mit der Diözese Augsburg als vorbildlich  bezeichnen.

Auch andere Verbände und Vereinigungen haben in den vergangenen Jahren Fledermausschutz als lohnenswerte Aufgabe entdeckt. Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle dem Landesbund für Vogelschutz, dessen Mitarbeiter durch Öffentlichkeitsarbeit und etliche Aktionen auf das langsame Sterben dieser Tiergruppe aufmerksam machten.

In einer mit dem Bund Naturschutz durchgeführten Aktion wurden vor drei Jahren Fledermausnistkästen im Schindelhauser Forst aufgehängt. Mein persönlicher Dank für sein Engagement gilt Herrn Krpesch, der die Idee für die gemeinsame Aktion hatte und der die Arbeiten als Vertreter des Jagdverbandes durchführte.

Betrachtet man die eingangs aufgeführte Liste der Ursachen des Fledermaussterbens, so besteht kein Zweifel, dass der Strukturwandel in der Landwirtschaft den wesentlichsten Beitrag zur Rettung dieser Tiergruppe leisten kann. Im Gebiet um die Oase Steinerskirchen und auf den Flächen um den Prielhof in Scheyern hat dieser Prozess bereits stattgefunden. In lauen Sommernächten kann man an diesen Orten wieder mehr Fledermäuse beobachten, fast schon so wie früher….

Wolfgang Zeilhofer

Fledermäuse im Landkreis Pfaffenhofen

 1984 ging es los mit der „Arbeitsgruppe Fledermäuse“, wobei diese Arbeitsgruppe meistens aus den jungen BNlern Regina und Gerhard Maier bestand. Deren Arbeit fing an mit der Erkundung des Geländes, der Rücksprache und dem Kontakt mit Waldbesitzern, Kirchenverwaltern, Hausbesitzern usw. Sie besorgten Material für Fledermauskästen, diese wurden dann selber zusammengebaut (z.B. in der Schreinerei Mayr in Förnbach) und transportiert, Leitern organisiert, Leute zum Aufhängen der Fledermauskästen gesucht und gefunden und vieles mehr. So wurden damals die ersten Fledermauskästen im Scheyerer Klosterforst aufgehängt und viele weitere Aktionen gestartet, um diesen scheuen und vom Aussterben bedrohten Tieren zu helfen. Sie waren sehr viel unterwegs, auch mit dem jetzt pensionierten Heinz Huber von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Neben der praktischen Artenschutzarbeit besorgten sie auch Infomaterial, organisierten Veranstaltungen und Vorträge und besuchten Fortbildungen. Irgendwann war es dann zu viel und sie haben die Fledermausarbeit abgegeben, z.B. die Pläne, wo Kästen hängen, so dass weitergemacht werden konnte.

 

Der BNler und Biologielehrer Wolfgang Zeilhofer aus Pfaffenhofen nahm sich dann 1990 der Fledermäuse im Landkreis Pfaffenhofen mit dem Ziel einer Kartierung an. Mit ehrenamtlichen Helfern, auch vom LBV und Jagdverband, nahm er diese Aufgabe bis zum Jahre 2003 wahr. Er konnte in dieser Zeit viele Kinder und Jugendliche für diese gefährdete Tiergruppe interessieren und begeistern. Da sich trotz mehrjähriger Suche beim BN keine zusätzlichen Helfer für die Fledermausbetreuung finden ließen, gab er die Aufgabe schließlich an den LBV ab. Dieser führte die Projekte mit der Gründung einer Fledermaus-Kinder- und Jugendgruppe sehr erfolgreich bis heute weiter. Wolfgang Zeilhofer bleibt aber seinen Schützlingen treu und steht dem LBV mit Rat und Tat zur Seite.

Buchtipp: Fledermäuse in Bayern aus dem Verlag Eugen Ulmer in Stuttgart, ISBN 3-8001-3884-0, an diesem Buch war u. a. auch unser 1. Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e. V. Prof. Dr. Hubert Weiger beteiligt. Dieses Buch kann gerne in unserer Geschäftsstelle eingesehen werden!

Koordinationsstelle für den Fledermausschutz in Südbayern an der Universität München

Dr. Andreas Zahn

Hermann-Löns-Str. 4

84478 Waldkraiburg

Tel.: 08638/86117

E-Mail: andreas.zahn@iiv.de

Fledermausaktion in Manching am 15.06.2010

Werklehrer Tom Harteis von der Hauptschule in Manching und seine Schüler Artur Mekancishvili, Dennis Lehn, Manuel Scharl, Marco Mertens und Sinan Kamiloglu hängten zusammen mit dem BN, Kreisgruppe Pfaffenhofen die im Unterricht hergestellten Fledermauskästen auf. Anhand des Buches „Fledermäuse in Bayern“ wurden den Schülern die verschiedenen Fledermausarten erläutert und gezeigt. BN-Mitglied Josef Puchtler hat bereits vor mehr als 20 Jahren am Kirchturm in Manching Fledermauskästen angebracht um diese bedrohten Tiere zu unterstützen. Die Schüler erzählten von Fledermäusen in der Nähe des Einkaufsmarktes und einer nahe gelegenen Brücke. Die 6 Fledermauskästen wurden in mehr als 3 Metern Höhe in dafür geeigneten Bäumen auf dem Schulgelände angebracht. Hier können die Schüler am besten beobachten, wann die Fledermauskästen angenommen werden. Nach getaner Arbeit wurde noch eine zünftige Bio-Brotzeit, gespendet vom Bund Naturschutz, mit den Schülern, dem Lehrer, Christine Janicher-Buska und Ulrich Radons eingenommen. Radons sprach den Schülern und der Schule seinen Dank für diese Aktion aus, sei es doch ein sehr gutes Zeichen, wenn junge Leute sich für ihre Umwelt und Natur interessieren und einsetzen.

Buchtipp: Fledermäuse in Bayern aus dem Verlag Eugen Ulmer in Stuttgart, ISBN 3-8001-3884-0, an diesem Buch war u. a. auch unser 1. Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern e. V. Prof. Dr. Hubert Weiger beteiligt. Dieses Buch kann gerne in unserer Geschäftsstelle eingesehen werden!

 

Seite des bayerischen Landesamt für Umwelt

 

Fledermausinfos vom Dachverband des Bund Naturschutz in Bayern e. V., dem BUND in Berlin