Aktuelle Stellungnahme des BUND Naturschutz Pfaffenhofen zum Industrie- und Gewerbegebiet Kuglhof 2
Unsere natürlichen Lebensgrundlagen werden bei den vorliegenden Planungen nicht entsprechend berücksichtigt. Nachhaltigkeit im Sinne von Flächen und Ressourcen sparen kommt hier nicht zum Tragen. Schon 2005 wurde von der bayerischen Staatsregierung mit Akteuren aus der Zivilgesellschaft das freiwillige „Bündnis zum Flächensparen“ mit dem Ziel gegründet, den Flächenverbrauch von aktuell immer noch über 10 Hektar (ha) proTag bayernweitauf 5 ha proTag zu halbieren. Leider verfehlt die bayerische Staatsregierung ihr selbst gesetztes 5-ha-Ziel bis heute jedes Jahr wieder bei Weitem.
Auf seiner Delegiertenversammlung 2018 hat BUND Naturschutz (BN) in Bayern mit seinem Leitantrag „Bayerns Schönheit bewahren – Stopp Flächenfraß und Zersiedelung“ das obengenannte Ziel aufgenommen.
Doch bei uns in Pfaffenhofen will man noch mal auf die Schnelle 38 ha (entspricht 55 Fußballfeldern) gutes Ackerland einem Industrie- und Gewerbegebiet opfern. Lehm mit Lössauflage, solche Böden liefern auch in Trockenzeiten gute Erträge, was in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger wird. Man macht es sich zu einfach, wenn man immer neue landwirtschaftliche Flächen für immer neue Industrie- und Gewerbeflächen verwendet. Es ist ein Bürgerrecht, diesen gewaltigen Flächenverbrauch in der heutigen Zeit in Frage zu stellen. Denn er bedroht nicht nur Tiere und Pflanzen, unsere Hallertauer Hügellandschaft und unsere Landwirtschaft. Vor dem Hintergrund der Klimakrise ist dies zudem fatal, weil die lokalen Klimabedingungen davon nicht unberührt bleiben. Neben dem Verlust des Kühlungseffekts von ehemaligen Freiflächen hat die Versiegelung auch erheblichen Einfluss auf den Wasserhaushalt. Regenwasser kann auf zubetonierten Flächen nicht mehr versickern und Hochwasserereignisse werden immer wahrscheinlicher. Zugleich sinkt durch die fehlende Versickerung auch der Grundwasserspiegel ab.
Die Stadt will den Klimawandel eindämmen, die Biodiversität fördern und nachhaltig handeln. Deshalb hat sie die Agenda 2030 unterschrieben, bietet kostenlosen ÖPNV an und hat etliche andere nachahmenswerte Projekte ins Leben gerufen. Kuglhof 2 passt nicht ins Bild! Es wäre ein Rückschritt in Zeiten, als man versuchte, mit Wachstum alle Probleme zu lösen. Die ehemals lebenswerteste Kleinstadt der Welt droht an ihrer Gewerbegebietsgier zu platzen, obwohl sie noch ca. 20 ha unbebaute, nachweislich auch größerflächige Gewerbeflächen offen hat. Hier sollte angesetzt und mit den Eigentümern verhandelt werden.
Das als idyllischer „grüner Gewerbepark“ verharmloste Plangebiet besteht zu 75% aus Industriegebietsflächen. Diese können Betriebe mit einem höheren Maß an Umweltbelastungen wie Lärm, Luftschadstoffe, Staub, Gerüche, die andernorts unzulässig sind, aufnehmen. Die blumige Rhetorik der Befürworter wird nicht durch solide Planung und transparentes, klares Management belegt. Die Lagegunst wird allein auf die Nähe zur Autobahn (A9) abgestimmt, wobei es noch gar kein Verkehrskonzept gibt, die Überlastung der A9 jedoch bereits jetzt Tatsache ist. Das direkt neben dem Plangebiet liegende Wasserschutzgebiet für unser wertvolles Trinkwasser wird bei der geplanten Baumaßnahme nicht entsprechend geschützt.
Die Ausgleichsfläche für das Gewerbe-/Industriegebiet Kuglhof 2 musste schon in die Nachbarkommune Schweitenkirchen verlagert werden. Ein Ablasshandel.
Als NaturschützerInnen verteidigen wir den am meisten vernachlässigten Bereich, Natur und Landschaft, auch im Interesse von uns Menschen!