Auf den Spuren des Bibers in Baar-Ebenhausen - Helfer*innen für Fortsetzung der Baumschutzaktion entlang der Paar gesucht
Für die Spuren musste die Gruppe nicht weit gehen, nach wenigen Metern stießen sie auf eine sogenannte Biberrutsche in einen Altwasserarm der Paar, etwas weiter entdeckten sie sogar Fährten und einen verlassenen Biberbau. Loy, selbst seit Jahrzehnten Fischer, bezeichnet den Biber anerkennend als „Ingenieur“ und Verbündeten gegen Dürren, Hochwasser und für gesunde Flusssysteme. „Circa 18.000 Biber gibt es in Bayern, aber eine Überpopulation ist nicht möglich, da die Tiere sich gegenseitig in Schacht halten und teilweise sogar bis zum Tod um Reviere kämpfen“, informiert der Experte. Eine weitere häufige Todesursache ist der Straßenverkehr, denn die jungen Biber gehen oft mehrere hundert Kilometer auf Reviersuche und passieren dadurch auch viele Straßen. „Von den bis zu drei Jungen einer Familie überlebt ohnehin nur meist eines und das wird nach zwei Jahren konsequent aus dem elterlichen Revier vertrieben“, so Loy weiter. Das Revier bestehe dabei nicht nur aus einem Wohnbau, sondern auch mehreren Fluchtburgen und kann sich auf bis zu fünf Kilometer ausdehnen.
Nur wenige der Teilnehmer hatten bisher das dämmerungsaktive Tier zu Gesicht bekommen, die Hoffnung auf eine Sichtung war daher sehr groß. „Gegen halb 8 lässt er sich eigentlich immer flussabwärts treiben“, macht eine Anwohnerin Hoffnung. Während die Gruppe zwischen Paar und Altwasser gespannt wartet, ging Loy noch auf das Zusammenleben von Mensch und Biber ein. „Man kann für alle Probleme eine Lösung finden, dann unterstützt uns der Biber sogar“, erklärt Loy und zählt einige Maßnahmen auf: Die Dämme des Bibers filtern nicht nur das Wasser und erhöhen seine Qualität, sondern schützen vor Austrocknung bei den Hitzesommern, die immer regelmäßiger auftreten. Da sie Wasser in der Fläche halten, erzeugen sie eine Schwammwirkung und die Fläche kann gleichzeitig auch bei Starkregenereignissen vor Hochwasser schützen. Mit Rohren im Damm könne dennoch ein kontrollierter Durchfluss geschaffen werden, sodass Äcker nicht zwangsläufig dauerhaft unter Wasser stünden, sondern lediglich feuchter gehalten werden. „Stört den Biber nicht, wenn man seine Bauwerke sabotiert?“, wollte eine Teilnehmerin daraufhin wissen. „Nein, nur wenn er Wasser rauschen hört, wird der Biber wieder aktiv. Aber meistens kann er gut mit unseren Eingriffen leben“, sind sich alle drei
anwesenden Biberberater einig. Auch für Untertunnelung von Bauwerken und Äckern haben die Berater probate Mittel an der Hand. Für die Maßnahmen gibt es auch einen Fond mit Geldmitteln auf den sie zugreifen können.
In der Zwischenzeit ließ sich bei der Gruppe noch ein Eisvogel blicken und machte mit schrillen Pfiffen auf sich aufmerksam. „Das ist ein Zeichen für ein gutes Ökosystem. Überall wo der Biber aktiv ist, schafft er kleinteilige Lebensräume für weitere Arten“, erklärt der Manchinger. Sogar die vom Biber gefällten Bäume bewertet er als positiv, denn Totholz im Fluss biete Schutz und sei eine Brutstätte für kleine Fische und Wasserinsekten. „Bäume sind aber ebenso Helfer gegen den Klimawandel. Daher muss auch hier der Mensch Wege finden, um zwischen Biber und Bäumen einen Ausgleich zu schaffen“, ergänzt Josef Loy. Einen Ratschlag gebe er Behörden immer mit, der relativ einfach umzusetzen sei. Gefällte Bäume so lange wie möglich in der Fläche lassen, damit der Biber seinen Hunger an Zweigen und Rinde stillen kann und nicht gleich zum nächsten Baum übergeht. Wertvolle Bäume empfiehlt er gezielt gegen Verbiss zu schützen. „Genau das macht die Ortsgruppe seit dem vergangenen Winter. Wir haben in diesem Areal begonnen in Kooperation mit dem Wasserwirtschaftsamt und freiwilligen Helfern ausgewählten Baumbestand zu schützen, um das Landschaftsbild zu erhalten und im Gegenzug dem Biber auch einige explizit zu lassen“, informiert Bettina Markl, Vorsitzende der Bund Naturschutz Ortsgruppe. Auch im kommenden Winter werde die Kooperation in Baar-Ebenhausen und Reichertshofen fortgesetzt. Den Biber persönlich bekamen die Exkursionsteilnehmer an diesem Abend nicht zu sehen, aber mit dem Wissen über Spuren und Lebensweise werden sich einige nun selbstständig auf die Suche nach dem Tier in der Region machen und erlebten ein kleines, verstecktes Paradies an der Paar.
Termine für Arbeitseinsätze zum Baumschutz entlang der Paar an den Wochenenden im November werden noch konkreter bekanntgegeben. Interessierte an der Aktion können sich gerne bei Bettina Markl unter bettina.markl@gmx.de melden.