Wildbienenzählung 2023
Rückgang von Wildbienenarten am Windsberg im Sommer 2023
Die Wildbienen am Windsberg bei Freinhausen sind seit dem Jahr 2010 im Blick der Naturliebhaber. Es gibt dort zwei sehr seltene Bienenarten, die Ochsenzungen-Sandbiene (Ozubi) und die Malven-Langhornbiene (Malabi). Beide Arten leben sonst nirgends in Bayern. Das hatte zur Folge, dass in Deutschland und Europa führende Bienenexperten den Weg dorthin gefunden haben: Paul Westrich und Erwin Scheuchl. Letzterer hat auch drei Jahre lang am Windsberg kartiert und über 150 Wildbienen-Arten gefunden. In den letzten drei Jahren kümmerte er sich schwerpunktmäßig um Flächen bei Landshut und Dingolfing. Wie er mitteilt, sind dort die Wildbienen-Bestände von 2020 bis 2022 um 63 % eingebrochen.
Auch am Windsberg gibt es einen starken Rückgang. Die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz Reichertshofen, Baar-Ebenhausen, Pörnbach zählt dort seit 14 Jahren systematisch alljährlich die Malabi. Mit großem Einsatz sorgten die Freiwilligen dafür, dass die Rosa Malve, einzige Nahrungspflanze der Malabi, sich vermehrte. Das führte dazu, dass im Jahr 2021 ein Höchststand von 1153 Funden gezählt wurde. Jedoch brach im Vorjahr der Bestand um rund zwei Drittel ein. In diesem Sommer wurden nur noch 255 Tiere gezählt, also wieder ein ganz erheblicher Rückgang. Außer der allgemeinen Klima-Veränderung und der langen Trockenperiode im Mai/ Juni als Grund gingen auch wichtige Malven-Standorte verloren, einer durch Umwandlung in Ackerland, ein anderer durch die Art der Bewirtschaftung: Dort blieb das Mähgut im dritten Jahr liegen, so dass die Krautschicht stark verfilzte. Die Bemühungen der Bienenschützer bei dem Landwirt und der Unteren Naturschutz-Behörde um Änderung der Bewirtschaftung blieben erfolglos. Die Malve wächst am besten auf mageren, trockenen Flächen. Oft wird sie auch Weg-Malve genannt, denn Wegränder sind ihr bevorzugter Standort.
Auch bei den Ozubi wurden nur 34 Exemplare gefunden. Im Vorjahr waren es 108.
Ein kleiner Trost: Es gibt beide Arten noch, trotz der erschwerten Bedingungen. Nächstes Jahr könnte es wieder besser sein.
Die Malabi leben in Deutschland noch an vier anderen Orten: Vom Kyffhäuser in Thüringen berichtet ein Biologe sogar von einer Zunahme. In Sachsen-Anhalt ist die Art laut Mitteilung der Unteren Naturschutzbehörde Halle stabil. Am Kaiserstuhl in Baden und am Griesheimer Sand bei Darmstadt sind die Malabi vorhanden, aber weniger geworden. Systematische Zählungen gibt es an keinem dieser Orte.
Der Rückgang vieler Arten wird von der Wissenschaft zusammen mit dem Klimawandel als größte Bedrohung für die Erde und deren Bewohner angesehen. Die Zählungen am Windsberg spiegeln in einem kleinen Ausschnitt die allgemeine Entwicklung wider.
Text Peter Bernhart