Spät kommt ihr, doch ihr kommt (auch im Jahre 2013)
Die Langhorn-Malvenbiene (Eucera makroglossa) ist eine äußerst seltene Wildbienenart und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Insekten. In ganz Deutschland gibt es sie nur an vier Standorten, am Kyffhäuser, am Kaiserstuhl, in Südhessen und auf und um den Windsberg bei Reichertshofen. Dort wird sie von Mitgliedern des Bundes Naturschutz Reichertshofen seit vier Jahren systematisch beobachtet.
Eigentlich hatten die Beobachter das Mögliche getan, um die Ankunft der Biene auf dem Windsberg so gut es geht vorzubereiten. Sie hatten im Herbst Malvensamen ausgestreut, im April vorgezogene Pflänzchen gesetzt, denn die Langhorn-Malvenbiene ist auf diese eine Pflanze auf Gedeih und Verderb angewiesen. Vertreter der Gemeinden Reichertshofen und Hohenwart und deren Landschaftspfleger waren zum Windsberg eingeladen worden. Auch Bürgermeister Russer war gekommen. Josef Schweigard und Peter Bernhart zeigten ihnen die Malvenstandorte mit der Bitte, das Mähen der Randstreifen bis nach der Flugzeit (Ende August) zu verschieben oder wenigstens die Malvenbüschel zu schonen. Dies wurde zugesagt.
In den Vorjahren waren die ersten Langhorn-Malvenbienen immer etwa in der vierten Juliwoche geflogen. Heuer musste etwas Entscheidendes passiert sein, denn bis zum 10. Juli konnte keine gesichtet werden und Ende Juni fliegen sie eigentlich aus. Waren die schweren Regenfälle des Frühsommers dafür verantwortlich? Wurden die in ebener Erde gegrabenen Nisthöhlen überschwemmt? Paul Westrich aus Tübingen, einer der besten Kenner der Wildbienen, beruhigte: Die Wildbienen sorgen dafür, dass die Larven immer genug Sauerstoff zum Atmen haben. Und er hatte Recht. Am 14. Juli waren die Bienen auf einen Schlag wieder da. An diesem Tag wurden in einer Stunde 26 Exemplare gezählt. In den folgenden heißen Sommertagen schienen es die Bienen besonders eilig zu haben. Sie waren so flink unterwegs, dass es den Zählern oft nicht möglich war, das Geschlecht zu bestimmen. In nur etwa vier Wochen erledigten sie das Brutgeschäft, wofür sie in den Vorjahren acht Wochen zur Verfügung hatten. Die Zahl der beobachteten Tiere war sogar höher als in den Vorjahren: 191 Bienen an elf Beobachtungstagen. Es ist erstaunlich, wie sich Insekten unter erschwerten Umständen anpassen, um die von der Natur gestellte Aufgabe, die Arterhaltung, zu erfüllen. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn die Nahrungsgrundlage, in diesem Fall genügend wilde Malven, gesichert ist.
Der Bund Naturschutz wird die Beobachtung der Malven-Langhornbienen auch im nächsten Jahr fortsetzen.