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Der Windsberg, einzigartig in Bayern und Deutschland

Sage und schreibe 76 Wildbienen und Hummelarten konnte der Experte Erwin Scheuchl in diesem Sommer am Windsberg bei Freinhausen bestimmen. Seiner Meinung nach ist dieses Biotop mit seiner Artenvielfalt einmalig in Deutschland. Zwei der seltensten Bienenarten gibt es nirgendwo sonst in Bayern.So ein Urteil freut die "Bienenzähler", eine Gruppe des Bundes Naturschutz Reichertshofen ganz besonders. Sie beobachten seit acht Jahren die vom Aussterben stark bedrohte Malven-Langhornbiene (Eucera macroglossa, bei Scheuchl Tetralonia malvae). Zu ihrem Schutz wurden die Rosa Malven zum dritten Mal in Folge frühzeitig mit Stangen markiert, um das versehentliche Abmähen zu vermeiden. Die Biene benötigt diese Pflanze dringend. Nur bei ihr allein findet sie Nektar ("Flugbenzin") und Pollen als Nahrungsvorrat für die Larven, die sich in Erdlöchern entwickeln. Anfang Juli konnte Scheuchl ein sensationelles Schauspiel beobachten: Hunderte von Malven-Bienenmännchen fielen über die frisch aus den Nistlöchern schlüpfenden Weibchen her. Er nennt das Paarungskugeln. Diese Unmengen von Bienen, die er auch filmen konnte, können natürlich nicht in die Statistik der Bienenzähler aufgenommen werden. Diese zählten an 23 Beobachtungstagen von Ende Juni bis Mitte August knapp 400 Männchen und Weibchen, etwas weniger, als im Rekordjahr 2016.

Scheuchl kartierte im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Anlass ist das Projekt "Paartaler Sanddünen". Nur am Windsberg lebt und nistet noch die Ochsenzungen-Sandbiene (Andrena nasuta). Wie die Malven-Langhornbiene besucht sie eine einzige Blütenart, von der sie ihren Namen hat. Die Bienenzähler müssen beraten, ob sie diese im kommenden Frühling und Sommer beobachten wollen. Sie fliegt von Mai bis Juni und ist wie die Malven-Langhornbiene stark gefährdet auf der Roten Liste. Als weitere seltene "Kandidaten" wünschte sich Scheuchl Schutz für Wicken-Langhornbiene und eine Kuckucksbienenart, die Leistenkopf-Blutbiene.

Die Malven-Langhornbiene war bis vor kurzem noch an drei anderen Orten in Deutschland nachgewiesen, dem Kaiserstuhl und dem Griesheimer Sand bei Darmstadt. Der dritte Lebensraum ist der Kyffhäuser in Thüringen. Von dort gab es seit 1994 keine Beobachtungen mehr. Deshalb reiste Peter Bernhart vom Bund Naturschutz im Juli hin und konnte mit Unterstützung der dortigen  Unteren Naturschutzbehörde mehrere Exemplare finden und fotografieren. Aufgrund seiner Kontakte war die Malven-Langhornbiene in diesem Sommer also an vier Standorten nachgewiesen.

Aber wie geht es weiter? Diese Orte sind Hunderte von Kilometern von einander entfernt. Eine Vernetzung des genetischen Materials gibt es schon lange nicht mehr. Ohne Gen-Austausch besteht die Gefahr des Aussterbens weiter. Wo der Mensch hilft, kann er vielleicht das endgültige Aus dieser seltenen Tiere hinauszögern.

Dr. Peter Bernhart